Palliativmedizin
Sterben ist genauso wie geboren-werden elementarer Bestandteil unseres Lebens. Jede(r) die/der geboren wurde, wird sterben. Wir wissen dies alle dennoch wird die bewußte Auseinandersetzung mit dem Sterben oft weit weg geschoben.
Während früher geboren-werden und sterben zu Hause statt fand, sind diese beiden entscheidenden Ereignisse in unserem Leben mehr und mehr zu einem Bereich ärztlichen Handels geworden und findet in den letzten Jahren zunehmend um nicht zusagen fast ausschließlich (fast 80%) in einer Klinik/Krankenhaus oder klinikähnlichen Einrichtungen statt.
Das führt aber auch dazu, daß die Menschen in einer fremden Umgebung sterben. Sie sterben fernab von den Menschen und Dingen, die ihnen ein Leben lang lieb geworden sind, fernab also auch von all dem, was eigentlich ihre Person mit ausmacht. Sie sind schon längst getrennt, ehe der Zeitpunkt der letzten Trennung gekommen ist. Daher wird der Wunsch zu Hause oder, wenn dies nicht möglich ist, doch wenigstens in der "heimischen" Atmosphäre eines Hospizes zu sterben immer öfter geäußert.
Einem Angehörigen, Freund, Partner oder Kind das Sterben zu Hause zu ermöglichen, setzt eine Reihe von bewußten Entscheidungen voraus. Guter Wille allein genügt hier nicht, soll die Situation zu Hause wirklich für alle Betroffenen angenehmer als in der Klinik werden.
Vorher soll aber noch eine andere Frage angesprochen werden:
Was verstehen wir in diesem Zusammenhang überhaupt unter einem "sterbenden Menschen"?
Unter dem rein praktischen Gesichtspunkt, der die hier anstehenden Entscheidungen mit berücksichtigt, möchte ich dies wie folgt definieren: Ein sterbender Mensch in diesem Sinne ist derjenige Mensch, dessen Tod in unmittelbar absehbare Nähe gerückt ist, der also nach ärztlicher Einschätzung innerhalb eines eng begrenzten Zeitraumes (wenige Wochen oder Monate) sterben wird. Sie/Er leidet an einer Erkrankung, die durch ärztliches Vermögen nicht mehr heilbar ist (häufig an einer durch Behandlung nicht mehr aufhaltbaren Krebs- oder AIDS-Erkrankung) und bei der die unmittelbare Todesursache (z.B. durch Nierenversagen, Versagen der Atmung, Herzversagen, nicht mehr beherrschbare Blutvergiftung u.ä.) bereits absehbar geworden ist.
Ein zweites möchte ich noch vorab ansprechen:
Nicht jeder kann oder muss zu Hause sterben:
Sterben zu Hause ist weder für jeden Menschen möglich noch richtig! Auch wenn wir es uns selbst noch so sehr wünschen, einen Sterbenden nach Hause holen zu dürfen, so müssen wir doch die Realität akzeptieren, daß dies nicht in jedem Falle sinnvoll und möglich ist. Es soll auch keineswegs der Eindruck erweckt werden, "gutes Sterben" sei nur zu Hause oder im Hospiz möglich. Im folgenden möchten wir einige Voraussetzungen nennen, unter denen der Wunsch nach Heimkehr eines Sterbenden realisierbar ist:
- Es liegt der nachdrückliche Wunsch der/des Sterbenden vor, zum Sterben nach Hause zu kommen.
- Die/Der Sterbende weiß, daß sie/er sterben wird, weil ihre/seine Erkrankung unheilbar geworden ist. Die/Der Sterbende wünscht keine das Leben (künstlich) verlängernde Maßnahmen mehr, die klinischer Überwachung bedürfen (wie künstliche Beatmung o.ä.), sondern nur noch lindernde Therapie und Pflege.
- Im Haushalt befindet sich eine Person, die die Verantwortung für die Versorgung übernimmt.
- Die Angehörigen sind nicht (mehr) in einem Zustand völliger Verwirrung und starken inneren Aufruhrs angesichts des bevorstehenden Todes oder sehen sich durch die Pflege der/des Sterbenden überfordert.
Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, dann wird sich in der Familie ("Familie" meint hier nicht die verwandtschaftliche Beziehung, sondern derjenigen Menschen, die sich einem Sterbenden innerlich verbunden und nahe fühlen, unabhängig von den tatsächlichen Verwandtschaftsverhältnissen) der letzte Lebensabschnitt oft so gestalten lassen, wie es sich die/der Sterbende wünscht.
Einige der Punkte, die Sterbenden für diese Zeit wichtig sind, seien hier genannt:
- Sterbende können zu Hause mehr Einfluss auf die Gestaltung und die Qualität ihrer letzten Lebensspanne nehmen.
- Sterbende und ihre Angehörigen erfahren mehr selbständige Verfügungsmöglichkeiten über die Situation.
- Sterbende erfahren zu Hause mehr Achtung und bewahren ihre Würde.
- Die Familie des Sterbenden erfährt sich selbst als nützlich, hilfreich und notwendig.
- Der Sterbende und seine Familie können "normaler", alltäglicher leben und sich gemeinsam besser innerlich auf das Sterben vorbereiten: Gefühle können freier und ungestörter ausgedrückt werden (Trauer ebenso wie Ärger, Schmerz, Liebe...).
Diese Informationsseite will daher den Familien/Angehörigen auch Hinweise auf Hilfsangebote geben. Denn Kenntnisse über diese Möglichkeiten sind nun einmal Voraussetzung dafür, daß es nicht nur bei der guten Absicht bleibt.
Noch ein weiterer Punkt soll hier kurz erläutert werden. Die ärztliche/medizinische Betreuung und Begleitung Sterbender erfolgt mit deutlich anderen Zielen wie die Behandlung anderer Kranker. Denn unter der Prämisse, daß das Sterben mehr oder weniger bald zu erwarten ist und daß für die Behandlung der zum Tode führende Krankheit Erfolgsaussichten mehr bestehen, ändern sich die ärztlichen/medizinischen Ziele der Behandlung.
Weder die Diagnostik (d.h. die Untersuchungen) noch die weitere Behandlung der Erkrankung stehen im Vordergrund. Einzig die Leiden des sterbenden Menschen gilt es zu mindern. Daher orientiert man sich nur an den Problemen und Beschwerden des Patienten - also beispielsweise Schmerzen, Übelkeit, Verstopfungen, Atemnot usw. - und versucht diese so weit wie möglich zu lindern. Andere medizinische Ziele treten völlig in den Hintergrund. Auch kann das ärztliche Bemühen dann nicht mehr darauf ausgerichtet sein, das Sterben zu verhindern. Wenn man davon ausgeht, daß der Mensch sterben wird, wird man alle Maßnahmen, die sein Sterben verzögern oder verlängern unbedingt vermeiden.
Die palliativmedizinische Betreuung beinhaltet aber niemals eine aktive Sterbehilfe, bei der der Tod des Menschen durch die Gabe von Medikamenten oder anderen Stoffen absichtlich herbei geführt wird.
Ihre Entscheidung, die Entscheidung der Familie ist gefallen. Sie sind bereit, einen sterbenden Angehörigen (z.B. aus dem Krankenhaus) nach Hause zu holen. Dort sollte alles gut für ihn vorbereitet sein. Dazu sollten Sie zuvor folgende Kontakte aufgenommen haben:
- Kontakt zum Hausarzt.
- Kontakt zu einem Pflegedienst (Sozialstation)
- Kontakt zum Krankenhausarzt
- Kontakt zum Krankenhaus-Sozialdienst, (sofern es diesen in der Klinik gibt)
Der Kontakt zum Hausarzt
Vielleicht hat Ihre Familie (Definition s.oben) schon seit langem einen Hausarzt, der Sie kennt und mit dem Sie alle anstehenden Fragen vertrauensvoll besprechen können. Gerade jüngere Menschen haben aber meist gar keinen Hausarzt. Er muß jetzt gesucht werden. Drei Erwartungen sollte der Hausarzt (oder ein Schmerztherapeut/Palliativmediziner, der diese Aufgabe übernimmt) Ihrer Wahl erfüllen:
Er muß zu regelmäßigen Hausbesuchen bereit sein. Hierzu ist eigentlich jeder Allgemeinarzt verpflichtet. Aber diese allgemeine Verpflichtung nutzt nicht viel, wenn er dies nicht auch selbst als eine befriedigende Aufgabe akzeptiert. (Anschriften von Ärzten, die in Frage kommen, finden sie im Branchenverzeichnis, "Gelbe Seiten", Ihres Telefonbuches unter "Ärzte"- "Ärzte für Allgemeinmedizin", "Ärzte für Innere Medizin", "Ärzte für Anästhesie/Spezielle Schmerztherapie").
- Er muss in der Lage sein zu akzeptieren, daß der Patient keine Therapie seiner Krankheit mehr wünscht, sondern ausschließlich Maßnahmen, die seine Beschwerden lindern. (s. palliativmedizinische Betreuung Sterbender)
- Er muß bereit sein, eine angemessene lindernde Therapie durchzuführen. Dies bedeutet insbesondere, daß er auf jeden Fall eine ausreichende Schmerztherapie durchführen kann und bereit ist, sich nötigenfalls fachkundige Hilfe (Schmerztherapeuten/Palliativmediziner sind hier die Ärzte mit dem erforderlichen Fachwissen) zu holen. Neben der Behandlung der Schmerzen ist die Linderung und Behandlung anderer Krankheitssymptome wie Verstopfungen, Übelkeit, Atembeschwerden vorrangiges Ziel der ärztliche Begleitung Sterbender.
- Da die meisten (mehr als 80%) Patienten mit Krebs (und auch AIDS) in der letzten Lebensphase unter starken Schmerzen leiden ist der gezielten Einsatz von Morphium und anderen Opioiden heute unbedingt als Standard anzusehen. Wir können etwa 90 % aller schmerzkranken Menschen in der letzten Lebensphase ein Leben ohne Schmerzen zu sichern.
Die Möglichkeiten der Schmerztherapie sind an anderer Stelle dieser Informationen ausführlich erläutert.
"Notfälle"
Meist ist es nicht erforderlich, daß der Hausarzt täglich einen oder gar mehrere Hausbesuche macht. Probleme können aber auch nachts und am Wochenende entstehen. Hierfür haben wir in unserer Praxis einen Rufdienst eingerichtet, über den Sie einen Arzt unserer Praxis ständig erreichen können.
Andere Ärzte lassen durch den Anrufbeantworter vertreten, der an den Ärztlichen Notdienst verweist. Das ist deswegen u.U. problematisch, weil der "Notarzt" mit der Situation leicht überfordert sein kann. Er ist nur selten mit derartigen Problemen konfrontiert und kennt den Patienten in der Regel auch nicht. Bewährt hat sich uns in solchen Fällen, daß der Hausarzt wenigstens ein Schriftstück für den mitbehandelnden "Notarzt" hinterläßt, das ihm die Familie dann vorweisen kann. Hieraus sollte zu ersehen sein,
- welche Diagnose bei dem Kranken besteht;
- welche Art der Therapie durchgeführt wird (auch wie bei plötzlich aufgetretenen starken Schmerzen weiter verfahren werden soll), und vor allem:
- daß der Patient den Wunsch hat, zu Hause zu bleiben und eine Krankenhauseinweisung deshalb unbedingt vermieden werden soll.
Der Kontakt zum Pflegedienst
In der Regel wird die/der Sterbende auch zu Hause der Krankenpflege bedürfen, weil sie/er schon zu schwach ist, um sich selbst vollständig zu versorgen. Nur wenige Familien haben die Möglichkeit, sich hierauf bereits frühzeitig vorzubereiten. (Vorbereitungskurse für häusliche Krankenpflege für Angehörige bieten z.B. einige Familienbildungsstätten, Volkshochschulen und Sozialstationen an.) Das Maß der notwendigen Pflege entscheidet darüber, wieviel Hilfe Sie benötigen.
Am besten nehmen Sie deshalb bereits vor der Entlassung des Sterbenden Kontakt zu einem geeigneten Pflegedienst auf. (Anschriften von Pflegediensten, die in Frage kommen, finden sie im Branchenverzeichnis, "Gelbe Seiten", Ihres Telefonbuches unter "Pflegedienste") In der Regel wird dies ein freier Pflegedienst oder die für Ihren Wohnbezirk zuständige Sozialstation/Diakoniestation sein. Die Sozialstationen stehen meist in kirchlicher oder kommunaler Trägerschaft oder der eines freien Verbandes (z.B. DRK, DPWV, AWO o.ä.). Gerade in städtischen Gebieten haben sich in den letzten Jahren auch freie Pflegedienste oder Gruppen (als eingetragene Vereine oder GmbH) auf die häusliche Pflege spezialisiert. Praktisch alle diese Einrichtungen für die ambulante Pflege sind heute von den Pflegeversicherungen resp. Krankenkassen anerkannt. In Zweifelsfall sollte diese Frage aber zuvor geklärt werden.
Mit dem Pflegedienst können Sie schon vorab einige "technische" Fragen besprechen. Am besten läßt sich dort in einem persönlichen Gespräch klären, ob spezielle Pflegehilfsmittel benötigt werden (z.B. Krankenhausbett, Rollstuhl o.ä.), die Ihnen die Sanitätshäuser auf eine ärztliche Verordnung hin ausleihen können. Auch den Umfang der Hilfe können Sie dort bereits vorbesprechen. Falls in der Klinik kein Krankenhaus-Sozialdienst besteht, berät auch der Pflegedienst den Krankenhausarzt auch bei der Verordnung von häuslicher Krankenpflege.
Welche Hilfe können Sie generell von einem Pflegedienst erwarten? Diese Frage läßt sich nicht ganz eindeutig für alle Bundesländer beantworten.
- In der Regel gilt, daß Sie im Rahmen der personellen Möglichkeiten der Pflegedienste die erforderliche pflegerische Unterstützung erhalten.
- Zusätzlich können Ihnen einige Pflegedienste Zivildienstleistende schicken, die Ihnen bei Besorgungen u.ä. helfen.
- Oft vermitteln Ihnen Pflegedienste auch zusätzliche Dienste wie Wäschedienst, Putzdienst, "Essen auf Rädern" u.ä., die von den Wohlfahrtsverbänden angeboten werden.
Sie sollten sich nicht scheuen, von diesen Angeboten Gebrauch zu machen. Denn dies alles soll dazu dienen, daß Sie Ihre Kräfte für andere Dinge sparen können, die nur Sie selbst erledigen können.
Nachts und am Wochenende sind die meistens Pflegedienste heute über ein Notruf-Nummer zu erreichen. Da sie dann aber nur mit "halber Besetzung" arbeiten, ist der mögliche zeitlich Umfang einer Betreuung zu diesen Zeiten etwas eingeschränkt.. Folglich wird weniger Zeit für die Pflege zur Verfügung stehen In Einzelfällen können freie Pflegeinitiativen hier vielleicht mehr anbieten.
Wenn die/der Sterbende zum Zeitpunkt der Entscheidung im Krankenhaus liegt, sind auch die folgenden Punkte sehr wichtig:
Der Kontakt zum Krankenhausarzt
Mit dem Krankenhausarzt muß die Entlassung abgesprochen werden. Er kann Ihnen die Entscheidung nicht abnehmen, kann Sie aber ggf. beraten. Kein erwachsener Mensch kann gegen seinen Willen wegen einer körperlichen Krankheit in der Klinik festgehalten werden - selbst dann nicht, wenn die Klinik noch Heilungsmöglichkeiten für seine Krankheit sähe. Sie werden jedoch die Erfahrung machen, daß Ihnen in der Regel die Klinik gar keinen Stein in den Weg legen wird, sofern Sie selbst und der betroffene Mensch wirklich zur Heimkehr entschlossen sind.
Die Aufgabe des Krankenhausarztes ist es nun, alles ärztlich Notwendige für die Entlassung vorzubereiten: Insbesondere eine Information für den Hausarzt und/oder einen Schmerztherapeuten auszufertigen, aus der dieser ersehen kann, welche Diagnose bei dem Kranken gestellt wurde und welche Medikamente er noch benötigt. Der Krankenhausarzt kann bereits für die nächsten vier Wochen häusliche Krankenpflege verordnen, sofern dies medizinisch geboten ist.
Wichtig ist es auch, daß der Krankenhausarzt den Patienten sorgfältig auf ein geeignetes Schmerzmittel einstellt. Den Hausarzt und/oder einen Schmerztherapeuten sollte er dann darüber informieren, welche Maßnahmen/Medikamente bei erneuten oder stärkeren Schmerzen aus seiner Sicht hilfreich waren.
Der Kontakt zum Krankenhaus-Sozialdienst
Wenn es in der Klinik, in der die/der Sterbende noch liegt, einen Krankenhaussozialdienst gibt, sollte Sie der Weg auch dorthin führen. Dort wird man Sie kompetent über alle Fragen der materiellen Sicherung der häuslichen Situation beraten, dem Arzt die nötigen Verordnungsunterlagen vorbereiten und schon Kontakt zu einem Pflegedienst aufnehmen.
Ziel Ihrer Vorbereitung soll es aber keineswegs sein, das Zuhause in ein steriles Krankenzimmer zu verwandeln. Überlegen Sie also auch, was Sie alles tun können, um die Wohnung so herzurichten, daß die/der Sterbende sich wirklich empfangen und zu Hause fühlen kann. Dazu gehört auch, daß sie darüber nachdenken, in welchem Raum die/der Sterbende nun leben soll. Vielleicht ist das Wohnzimmer besser geeignet als das Schlafzimmer - aber fragen Sie die/den Sterbende(n) doch einfach selbst!
Die/Der Sterbende soll zu Hause leben können. Sie/Er braucht also nicht nur ein bequemes Bett, sondern möglichst viel von dem in erreichbarer Nähe, was ihr/ihm wichtig und bedeutsam ist: z.B. Bücher, Plattenspieler oder Tonbandgerät, ein hübsches Bild, Blumen, das Telefon usw. Das Zimmer sollte so eingerichtet sein, daß auch Besucher sich wohl fühlen können (bequemer Sessel!). Die/Der Sterbende sollte- außer wenn er dies so wünscht- nicht von dem Leben in der Wohnung abgeschlossen werden.
Vorschläge für die Ausstattung des Raumes:
- geeignetes Bett, an das man von allen Seiten herantreten kann (ggf. Spezialbett s. u. bei "Pflegehilfsmittel"); ¨ Blumenstrauß, Topfpflanze u. ä.;
- Fernsehgerät, Radio, Plattenspieler, Kassettenrecorder o. ä. (je nachdem, was der Patient möchte). Ggf. auch Musikinstrumente, Bücher zum Vorlesen, Spiele und andere Möglichkeiten der Unterhaltung;
- Abfalleimer mit Abfallbeuteln und Dichtungsringen;
- Bettisch (näheres s.u.) oder entsprechendes Tablett;
- großes Tablett, auf dem die ganze Mahlzeit serviert werden kann (damit die ganze Mahlzeit auf einmal gebracht werden kann, ohne kalt zu werden);
- kleiner Tisch (z.B. Beistelltisch); auf ihm können alle Gegenstände für die tägliche Pflege untergebracht werden, damit sie stets zur Hand sind;
- ein bequemer Sessel und zusätzliche Sessel für Besucher; evtl. eine Verlängerungsschnur für das Telefon (bzw. ein zweiter Telefonanschluß), so daß auch Gespräche außerhalb des Krankenzimmers bequem geführt werden können.
Eine weitere Frage wird immer wieder von den Familien der Sterbenden gestellt: Ist häusliche Krankenpflege bezahlbar?
Dass sich diese Frage überhaupt stellt, ist ein bedauerliches Zeichen für den Zustand unseres Gesundheitswesens, in dem es zwar möglich ist mehrere hundert Mark täglich für einen Krankenhausaufenthalt von der Kasse anstandslos ersetzt zu bekommen, aber bisweilen um jede Stunde häuslicher Krankenpflege gefeilscht werden muß. Tatsächlich ist häusliche Krankenpflege recht gut bezahlbar.
Die Kosten für die ärztlichen Leistungen werden von den gesetzlichen Krankenkassen, Beihilfestellen und/oder privaten Krankenversicherungen wie bei jeder anderen ambulanten Behandlung übernommen.
Die Kosten für die Grundpflege wird entsprechend der Einstufung in eine sog. Pflegestufe durch die Pflegeversicherung übernommen, Ist zusätzlich eine sog. Behandlungspflege erforderlich, werden auch diese Kosten entsprechend einer ärztlichen Verordnung durch die Krankenkassen übernommen.
Wenn kein anderer für die Kosten aufkommt, tritt das Sozialamt sowohl für die ärztlichen Leistungen wie für die Kosten von Behandlungs- wie Grundpflege ein. Voraussetzung ist allerdings, daß das Einkommen des Patienten und ggf. der Unterhaltsverpflichteten gewisse Einkommensgrenzen nicht überschreitet. Auch darf kein Vermögen verfügbar sein, aus dem die notwendigen Aufwendungen bestritten werden könnten (es gibt eng umschriebene Freigrenzen).
Stirbt in einer Familie ein Mensch, machen die Familienmitglieder oft die schmerzliche Erfahrung, daß sich die Freunde, Bekannten und Nachbarn von ihnen zurückziehen. Manchmal befindet sich die ganze Familie schon nach kurzer Zeit in der Isolation, obgleich sie gerade jetzt die Hilfe und Unterstützung der Mitmenschen besonders bräuchte.
Dieser Rückzug der Mitmenschen ist eines der vielen Signale für die Unfähigkeit unserer Gesellschaft, mit Sterben, Tod und Trauer angemessen umzugehen. Manchmal könnte man annehmen, Sterben und Trauer seien wie ansteckenden Krankheiten, so dass die Betroffene gemieden werden wie Aussätzige. Aber nicht nur diese irrationale "Ansteckungsangst" ist es, die Menschen zum Rückzug veranlaßt. Auch der Verlust hilfreicher Traditionen des Umganges mit Betroffenen macht sich hier bemerkbar.
"Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!" seufzen Freunde oft angesichts der Trauer von Mitmenschen. Aus Sorge, etwas Falsches zu sagen, tun diese Menschen dann das Falsche: Sie ziehen sich zurück.
Aber auch die betroffene Familie reagiert oft mit - gekränktem- Rückzug und mißversteht die Unsicherheit von Bekannten als Desinteresse oder gar Feindschaft. Diesen Teufelskreis aus gegenseitiger Sprach- und Hilflosigkeit zu durchbrechen, gelingt noch am ehesten den Betroffenen selbst. So schwer es auch sein mag, in der Regel muß die Familie, in der ein Mensch stirbt, von sich aus den ersten Schritt aus der Isolation und auf die anderen Menschen zu tun.
Gelingt dieser Schritt, machen Familien oft eine bemerkenswerte Erfahrung: Die anderen Menschen nehmen dankbar die ausgestreckte Hand an und sind dann ihrerseits zu Hilfe und Unterstützung bereit. Gerade, wenn es darum geht, etwas Konkretes zu tun, fühlen sich manche Menschen sicherer. Also bitten Sie einfach darum, daß man Ihnen hilft! Bitten sie ganz konkret um Hilfe beim Einkaufen, darum, daß Ihnen eine Autofahrt abgenommen wird, darum daß andere für sie mitkochen usw. Mit etwas Mut und G1ück werden Sie sich nach kurzer Zeit in einer Gemeinschaft hilfreicher Menschen wiederfinden, denen Sie ein Geschenk gemacht haben: Das Geschenk, sich nützlich und hilfreich verhalten zu dürfen. Unsere oft so kalt wirkenden Mitmenschen sind ja gar nicht so gefühllos! Es fällt ihnen bisweilen nur nicht leicht, ihre Hilfsbereitschaft auch wirklich anzubringen. Geben sie ihnen die Chance hierzu.
Die Hospizbewegung
Besuchsdienste und andere freiwillige Helfer
In vielen Städten und Gemeinden haben sich inzwischen Besuchsdienste und Hospizdienste gebildet. Meist initiiert von den Gemeinden oder einem der Verbände wie DRK, Caritas, Diakonischem Werk o.ä. haben sich ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zusammengefunden, die in Schulungen und durch Gesprächskreise auf ihre Arbeit vorbereitet und hierin begleitet werden. Sie sind bereit, einsamen, insbesondere älteren, kranken Mitbürgern zur Seite zu stehen. Sie können auch dazu beitragen die Vereinsamung sterbender Menschen zu mindern. Wenn Sie die Hilfe dieser Besuchskreise suchen, rufen Sie am besten bei einem der genannten Ortsverbände an oder fragen bei Ihrer Sozialstation, der Kirchengemeinde oder der Kommunalverwaltung an.
Verzeichnisse der einzelnen Initiativen - auch nach Postleitzahlen sortiert - finden Sie auf der Website der Deutschen Hospizstiftung (http://www.hospize.de/index.html)
Wenn der Tod eingetreten ist
Die Pflege eines sterbenden Menschen kann eine sehr anstrengende und erschöpfende Aufgabe für die Angehörigen sein. Die Familie muß in dieser Zeit lernen, auch für sich selbst zu sorgen, auch eigene Bedürfnisse wahrzunehmen. Manchen Familienmitgliedern wird es gar nicht leicht fallen, sich auch einmal Arbeit abnehmen zu lassen. Im Unterschied zu der Pflege chronisch kranker Menschen im Haushalt, ist jedoch die noch verbleibende gemeinsame Zeit eng begrenzt. Dies relativiert auch die Frage der "Schonung" für die Helfer. Manche Angehörigen berichten im Nachhinein, daß sie sich sehr wohl dabei gefühlt haben, sich völlig zu verausgaben. Dies habe ihnen das befriedigende Gefühl gegeben, wirklich "alles" für den Sterbenden getan zu haben. Dadurch werden die Schuldgefühle, die fast jeden trauernden Menschen belasten, gemildert.
Wenn der Mensch, um den sich in den letzten Wochen, ja vielleicht sogar Monaten, alles gedreht hat, verstorben ist, wird es mit einem Mal sehr ruhig in der Wohnung. Deshalb ist es wichtig, daß all die Helfer. die in der letzten Zeit Leben und Bewegung in die Wohnung gebracht haben, nicht sofort und ganz plötzlich die Familie auch noch verlassen. Der Abschied sollte sich schrittweise vollziehen.
Schrittweise sollte sich auch der Abschied vom Verstorbenen vollziehen. Leider "verlieren" viele Familien den Verstorbenen durch gut gemeinte Überfürsorglichkeit der Helfer. Der Leichnam sollte deshalb nicht sofort vom Bestattungsunternehmen abgeholt werden, sondern so lange in der Wohnung bleiben bis die Familie auch ihn loslassen kann. Viel zu wenige Familien und Helfer wissen, daß die gesetzlichen Bestimmungen es erlauben, daß der Tote noch mindestens 1 1/2 Tage (genauer 32 Std.) in der Wohnung bleiben darf.
Auch der Arzt, der den Totenschein ausstellen wird, muß nicht unmittelbar nach dem Tode des Angehörigen gerufen werden, wenn die Familie dies nicht ausdrücklich wünscht. Der Totenschein kann aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen ohnedies erst ca. 2 Stunden nach Eintritt des Todes ausgestellt werden. Und es ist schon gar nicht erforderlich, mitten in der Nacht einen fremden "Notarzt" ans Totenbett zu rufen. Dies hat meist Zeit, bis der Hausarzt am nächsten Morgen wieder erreichbar ist es sei denn, die Familie wünscht sich dies anders.
Die Zeit der Trauer
Natürlich beginnt die Trauer nicht erst nach dem Tode eines Angehörigen. Eigentlich setzt sie bereits ein, wenn die Tödlichkeit der Erkrankung der Familie überhaupt bekannt wird. Die Zeit der Trauer mit ihren widersprüchlichen Gefühlen und Wahrnehmungen ist eine schlimme Zeit und es gibt keinen Weg, der um die Trauer herumführt. Menschen, die ihre Trauer nicht zulassen, verschieben höchstens den Zeitpunkt, zu dem all die Trauergefühle (Schuld, Scham, Wut, Traurigkeit ...) aufbrechen. Wir können unserer Trauer nicht entfliehen.
Aus wissenschaftlichen Untersuchungen kennen wir einige der Bedingungen, die die Trauer erleichtern können. Hierzu gehört auch die Art, in der das Zusammenleben mit dem Verstorbenen sich in dessen letzten Lebenswochen vollzogen hat. Angehörige, die einem Menschen das Sterben zu Hause ermöglicht haben, sind offenbar weniger von körperlichen und seelischen Krankheiten (als Folge der Trauerreaktion) gepeinigt als Menschen, denen dies nicht vergönnt war. Das Sterben zu Hause hat also für die Hinterbliebenen auch eine heilsame Funktion.
Dennoch: Trauer muß erlebt werden, durchlebt werden. Viele Hinterbliebene wünschen sich in dieser Zeit Unterstützung von außen - auch dann, wenn sie wissen, daß niemand ihnen ihre Trauer abnehmen kann. In der Zeit kurz nach dem Tode des Angehörigen ist diese Unterstützung durch Verwandte, Freunde und Nachbarn und nicht zuletzt durch den Seelsorger, der vielleicht die Trauerfeier gestaltet hat, vielfach gegeben.
Aber dann, manchmal schon nach Wochen, bestimmt aber nach Monaten kommen vorsichtige Anfragen: Ist es denn noch immer so schlimm?" "Denkst Du noch immer so viel an sie/ihn?" Oder dann schon fast vorwurfsvoll: "Das Leben geht doch weiter!" "Denk doch an !" Manche Trauernde reagieren darauf schuldbewußt. Ist es denn nicht wirklich allmählich unnormal? Wie lange darf Trauer überhaupt dauern? - Aber der Drang, wieder und wieder über die schmerzhaften Ereignisse zu sprechen, die Traurigkeit, die dunklen Tage ... all das will nicht nachlassen. "Bin ich krank?" fragen sich manche verzweifelt- und greifen gar zu Tabletten.
Es gibt eigentlich nur eine Gruppe von Menschen, die Trauernde wirklich verstehen kann: andere Menschen, die selbst auch trauern. Aus dieser Erkenntnis haben sich schon vor über einem Jahrzehnt in Nordamerika Selbsthilfegruppen für Trauernde gebildet und arbeiten dort sehr erfolgreich. In der Bundesrepublik, in der es mittlerweile fast für jeden Problemkreis Selbsthilfegruppen gibt, fehlen solche für Trauernde weitgehend. Eine Ausnahme stellen die Selbsthilfegruppen trauernder Eltern ("Verwaiste Eltern") dar. Fast jede größere Stadt in der Bundesrepublik verfügt mittlerweile über eine solche Selbsthilfegruppe.
Vereinzelt gibt es auch schon Gruppenangebote für trauernde Partner. Diese sind in manchen Bildungseinrichtungen in Aachen beispielsweise im Bildungswerk für den Frieden, Adalbertsteinweg, wo anders vielleicht auch als Volkshochschulkurs ausgewiesen oder werden als Angebote von Caritas oder Diakonischen Werk organisiert. Ob ein solches Angebot an Ihrem Heimatort besteht, läßt sich nicht leicht ermitteln. Vielleicht fragen Sie in Ihrer Kirchengemeinde, bei der Telefonseelsorge, der lokalen Beratungsstelle für Selbsthilfegruppen oder der Volkshochschule einmal nach.
Das Wort "Hospiz" bedeutet übersetzt "Herberge". Die in der Hospizbewegung engagierten Menschen fühlen sich dem Sinn dieses Wortes verpflichtet. Sie wollen Sterbenden ein Gefühl von Geborgenheit geben. Es gibt Hausbetreuungsdienste, Sitzwachen, Besuchs- und Begleitdienste - zu Hause, in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Und es gibt die Pflege in stationären Hospizen und von ambulanten Hospizgruppen.
In den vergangenen Jahren haben sich immer mehr Initiativen gegründet, um sterbenden Menschen und ihren Angehörigen Unterstützung und Hilfe anzubieten. Die Betreuung eines Sterbenden in der Familie ist eine Aufgabe, bei der niemand allein sein sollte. Freunde und Nachbarn helfen gern, wenn man sie darum bittet. Im Interesse des Sterbenden sollte eine gewisse Regelmäßigkeit von Besuchen und Hilfen garantiert sein.
Es gibt inzwischen bundesweit aktive Vereine, die Informationsschriften bereithalten oder im Einzelfall weitere Ansprechpartner kennen.
Weitere Informationen finden Sie u.a. auf den folgenden Seiten:
http://www.hospize.de/ | |
IGSL | http://www.igsl-hospiz.de |
ALPHA | http://www.alpha-nrw.de |
OMEGA | http://www.omega-ev.de |
Arbeitsgemeinschaft Elisabeth Kübler-Ross | http://www.hospiz.org/ |
Kuratorium Deutsche Altershilfe Wilhelmine-Lübke-Stiftung e.V. |
http://www.kda.de/ |